Studie zum Genossenschaftsmonitor

Genossenschaftsmonitor 2020

Genossenschaften leisten einen fundamentalen Beitrag zur Wirtschaft und Gesellschaft in der Schweiz.

Management Summary

Um die Bedeutung der Genossenschaften ganzheitlich zu erfassen, stützt sich der Genossenschaftsmonitor auf drei Datenquellen: Neben der Umfrage unter Schweizer Genossenschaften, welche eigens im Rahmen des Genossenschaftsmonitors durchgeführt wurde, wurden Befunde aus bestehenden Studien1 sowie volkswirtschaftliche Daten und Statistiken (BFS Schweiz, sowie veröffentlichten Unternehmensdaten) ausgewertet.

Die Erkenntnisse des Genossenschaftsmonitors zeigen auf, dass Genossenschaften einen zentralen Beitrag zur Schweizer Wirtschaft und Gesellschaft leisten.

Genossenschaften stärken die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt in der Schweiz.

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Genossenschaften spielen eine zentrale Rolle für die Schweizer Wirtschaftsleistung. Basierend auf den veröffentlichten Unternehmensdaten der zehn grössten Genossenschaften trugen diese mit ihrem Umsatz im Jahr 2018 mehr als 11% zum Schweizer Bruttoinlandsprodukt bei, wie aus den Berechnungen im Rahmen des Genossenschaftsmonitors hervorgeht.2 Der Jahresbericht des Instituts für Unternehmensrecht der Universität Luzern aus dem Jahr 2017 spricht davon, dass die grössten 20 Genossenschaften in der Schweiz ungefähr 15% des BIP ausmachen (IFU | BLI Institut für Unternehmensrecht der Universität Luzern, 2017, S. 6). Genossenschaften leisten auch für den wachsenden Schweizer Arbeitsmarkt einen wichtigen Beitrag. Obwohl sie in der Schweiz nur 1.34% aller eingetragenen Unternehmen ausmachen, stellen sie einen weit höheren prozentuellen Anteil der Arbeitsplätze und schaffen pro Neugründung durchschnittlich am meisten neue Arbeitsplätze (BFS, 2019).

Genossenschaften haben eine breite Präsenz in der Schweiz.

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Wie aus der Umfrage zum Genossenschaftsmonitor hervorgeht, haben Genossenschaften eine breite Präsenz in Stadt und Land und sind in allen Regionen der Schweiz vertreten (vgl. BFS, 2019). Gemeinsam mit ihrer regionalen Verankerung sind Genossenschaften so ein wichtiger Treiber für eine nachhaltige und ausgewogene Wirtschaftsinfrastruktur in der Schweiz. Dabei sind sie ebenfalls in vielen verschiedenen Branchen vertreten – zunehmend auch in solchen, welche ausserhalb der für Genossenschaften traditionell typischen Branchen liegen.

Genossenschaften übernehmen gesellschaftliche Verantwortung.

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Die für den Genossenschaftsmonitor erhobene Umfrage zeigt, dass sich Genossenschaften vor allem durch ihre Werteorientierung wie gesellschaftliche Verantwortung, Nachhaltigkeit, Förderung regionaler Strukturen sowie durch ihre Kundennähe auszeichnen, welche sie aktiv im unternehmerischen Alltag nutzen. Dabei vereinen Genossenschaften in ihren unternehmerischen Zielen sowohl wirtschaftliche als gesellschaftliche Zwecke. Diese Ausgewogenheit wird ergänzt durch einen tendenziell längerfristigen Planungshorizont.

Genossenschaften wirtschaften beziehungsorientiert.

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Genossenschaften fördern kooperatives Wirtschaften in der Schweiz. Sie zeichnen sich dabei durch eine sehr hohe Kooperationsbereitschaft bei ihren Mitgliedern, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Kundinnen und Kunden aus. Darüber hinaus konnte im Rahmen des Genossenschaftsmonitors aufgezeigt werden, dass sich insbesondere Mitarbeitende sowie Kundinnen und Kunden stark mit den Genossenschaften identifizieren. Dies bildet eine nachhaltige Basis für Genossenschaften, um das genossenschaftliche Differenzierungspotenzial auszuschöpfen.

Genossenschaften sind attraktive Arbeitgeber für Frauen und die junge Generation.

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Genossenschaften gelten am Schweizer Arbeitsmarkt aufgrund ihrer Alleinstellungsmerkmale (vgl. Kapitel 3.3 der Studie) vor allem bei jungen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern als attraktive Arbeitgeber. Zusätzlich fördern Genossenschaften die Teilnahme der Frauen am Schweizer Arbeitsmarkt (Schincariol McMurtry & McMurtry, 2015). Der durchschnittliche Frauenanteil aller Mitarbeitenden in den teilnehmenden Genossenschaften liegt bei 36.6%, der Frauenanteil in Führungspositionen im Schnitt bei 26.1%.

Genossenschaften sind zukunftsträchtig.

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Schweizer Genossenschaften haben im Angesicht aktueller Trends grosses Potenzial, Innovationen zu schaffen, die für das langfristig nachhaltige Funktionieren der Gesellschaft erforderlich sind (vgl. Kapitel 3.7 der Studie). Energiegenossenschaften sind beispielsweise wichtige Akteure in der Entwicklung einer regionalen Infrastruktur zur Nutzung erneuerbarer Energien in der Schweiz. Plattformgenossenschaften fördern mithilfe digitaler Kanäle die gemeinschaftliche Nutzung von Ressourcen unmittelbar dort, wo sie gebraucht werden. Und nicht zuletzt stehen Genossenschaften im Kern der Bewältigung globaler Trends, wie der zunehmenden Überalterung der Gesellschaft und ökologischen Problemen.

Genossenschaften stehen auch in Zukunft vor spezifischen Herausforderungen, um ihre Konkurrenzfähigkeit gegenüber anderen Unternehmensformen sicherzustellen.

Um den «genossenschaftlichen Vorteil» zu realisieren, müssen Schweizer Genossenschaften auf ihre Differenzierungsmerkmale (vgl. Kapitel 3.3 der Studie) setzen. Wenn das volle Potenzial des genossenschaftlichen Vorteils realisiert wird, kann ein stabileres, vertrauenswürdigeres und gerechteres Wirtschaften im Markt erreicht werden, welches nicht nur vom Gewinn, sondern auch von den Bedürfnissen der Menschen getrieben wird. Genossenschaften als partizipative, solidarische Organisationsformen bauen auf einer erfolgreichen Kooperation mit ihren Mitgliedern sowie Mitarbeitenden, Geschäftspartnern, Kundinnen und Kunden auf. Wie die Erkenntnisse des Genossenschaftsmonitors zeigen, werden Genossenschaften durch ihre Differenzierungsmerkmale und mithilfe eines partizipativen Netzwerks auch in Zukunft ihren Beitrag zur wirtschaftlichen Stabilität der Schweiz leisten können.


1 U.a. Birchall (2017); Borzaga, Depedri, & Tortia (2009); Fischler (2012); Hyung-sik (2017); Jungmeister, Gernet, Amstutz, & Golder (2016); Jungmeister & Taisch (2014); Marwa (2014); Michi, Blasi, & Borzaga (2017); Nilsson (2001); Novkovic (2008, 2012); Parliament, Lerman, & Fulton (1990); Peter & Jungmeister (2017); Rivas, Schmid, & Seidl (2018); Sadun, Bloom & Van Reenen (2017); Schincariol McMurtry & McMurtry (2015); Scholz (2014); Scholz (2017); Shaw (2007), Taisch, Jungmeister, & Fabrizio, (2017); Taisch, Jungmeister, Troxler, & D’Incà-Keller, (2012); United Nations (2012). Die vollständige Liste der verwendeten Quellen ist im Quellenverzeichnis der Studie aufgeführt.

2 Berechnet mithilfe der veröffentlichten Unternehmensdaten im Rahmen der Jahresberichte 2018 der zehn grössten Genossenschaften (Coop, Migros Gruppe (MGB), Fenaco, Schweizer Mobiliar, Raiffeisen Schweiz, Pensionskasse Energie, Pax Holding, Schweizer Reisekasse (Reka), Swisslos und ESA Einkaufsorganisation) und dem Schweizer BIP basierend auf der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung des BFS (abgerufen am 04. November 2019)

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In Auftrag gegeben durch:

Idée Coopérative Genossenschaft
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Lanciert zum Start von Idée Coopérative im Januar 2020.